Ist Snowden ein Verräter? Was Gauck wirklich gesagt hat!

Im Augenblick weht ein Shitstorm durch das Netz, der ausgelöst wurde durch eine Bemerkung unseres Bundespräsidenten Gauck im Sommerinterview mit Bettina Schausten. Er hätte angeblich über Edward Snowden gesagt, er habe für Verrat kein Verständnis.

Was er wirklich gesagt hat, kann man in der ZDF-Mediathek nachsehen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/1933482/Joachim-Gauck-im-ZDF-Sommerinterview
Edit: Link leider nicht mehr vefügbar

oder im Tagesspiegel im, meiner Meinung nach , sehr guten Kommentar von Antje Sirleschtov nachlesen:

Antje Sirleschtov im Tagesspiegel vom 03.07.2013:

Wer genau hinsieht, kommt nicht umhin, sich die Frage zu stellen, auf welcher Grundlage im Netz neuerdings ganze Empörungslawinen losgetreten werden. Denn Gauck, der Präsident, hat den US-Geheimdienstler Snowden vergangene Woche mitnichten als „Verräter bezeichnet, weshalb es auch keine Position gibt, von der der Präsident sich abwenden müsste. Ein Blick in die Mitschrift des Interviews gibt Aufschluss: Um eine Bewertung Snowdens gebeten, hatte sich Gauck noch mehr Informationen gewünscht und sogar von Sympathie gesprochen, wenn eine Regierung dabei ist, das Recht zu beugen und es einen gebe, der sich aufgerufen fühlt, diese Rechtsbeugung öffentlich zu machen. Für puren Verrat indes, hatte Gauck angefügt “dafür habe ich kein Verständnis.“

Gauck hat seine Meinung jenseits der allgemeinen Aufgeregtheit geäußert.
Er hat Snowden NICHT einen Verräter genannt, er hat aber auch nicht in den Kanon eingestimmt, Amerika ist der Antichrist. Wir haben jetzt gelernt, Amerika ist keine befreundete Nation (naja, für Herrn Gauck schon noch), mehr nicht und viel mehr an Kritik kann sich ein Bundespräsident an der Regierung vorbei auch nicht leisten.

Ich frage mich was man, außer berechtigterweise empört zu sein, tun könnte oder was hätte Gauck sagen können?

Die Spitzelbehörden aller Länder führen sich doch jetzt schon mit Ihrer extremen Datensammelwut selbst ad absurdum, die Daten in den USA erreichen Yottabyte-Dimensionen¹, das ist eine Menge, mit der man auch mit „Big Data“ Ansätzen eigentlich nicht mehr umgehen kann. Je mehr die Spitzelorgane also sammeln, desto weniger wissen sie. General Keith Alexander (der Herr der Daten) hat die Bedrohungslage wie folgt zusammengefasst: „Die größte Bedrohung geht von Terroristen, Hackern und Insider-Verrat aus“² Für diese dürren Erkenntnisse brauche ich keine Yottabyte an Daten, das hätte ich ihm auch aus dem Kaffeesatz lesen können und Boston hat die Sammelwut auch nicht verhindert ich habe sogar den Verdacht, dass die sich da selbst auf dem Fuß gestanden haben.

Was also hätte Gauck sagen können? Nichts weiter!
Alles was jetzt herauskam, war zumindest in den Ansätzen bekannt, nur das Ausmaß überraschte und sich wegen eines amerikanischen Helden mit der zweitgrößten Wirtschaftsmacht anzulegen, will mehr als zweimal überlegt sein.

Was können wir also tun?
Die einzige Option, die Edward Snowden bleibt, ist die, zurückzugehen und sich einem Gericht zu stellen. Wenn er beweisen kann, dass er einen Verstoß gegen geltendes Recht aufgedeckt hat könnte er sogar straffrei aus der Sache herauskommen. Dies geht aber wie wir wissen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nur, wenn man viel Geld hat. Da kommen die ins Spiel, die sich hier und anderswo aufspielen, man müsste doch den Amis mal… Wir starten einen Spendenaufruf zur Verteidigung eines Edward Snowden und wenn der vor Gericht obsiegen sollte, haben die USA ein echtes Problem, dann gibt es billig Festplatten.

Ich warte jetzt auf den nächsten Shitstorm, da unser geschätzter Bundesinnenminister Friedrich geäußert hat, er hätte Verständnis für die NSA. Dieser Shitstorm wäre dann aber angemessen.

¹ 1 YB = 1000000000000000000000000bytes = 10008bytes = 1024bytes = 1000zettabytes = 1 trillion terabytes.

² Quelle: „Der Spiegel“ Nr 27/2013