Das neue Outlook stiehlt Zugangsdaten

Wer das, von Microsoft empfohlene, neue Outlook installiert, riskiert, dass seine Zugangsdaten (Benutzername und Passwort) externer Konten auf Microsofts Servern gespeichert werden.

Nicht nur das, wenn Nutzy ein neues Konto einrichtet, werden Zugangsdaten, Mails, Adressen und Kalender mit MS Servern „synchronisiert“. Das verstößt, gerade im geschäftlichen Umfeld gegen die DSGVO, Geschäftsführys sind hierbei in einer besonderen Verantwortung.

Hier die Links für mehr Information:

https://www.heise.de/news/Microsoft-krallt-sich-Zugangsdaten-Achtung-vorm-neuen-Outlook-9357691.html
https://mailbox.org/de/post/warnung-neues-outlook-sendet-passwoerter-mails-und-andere-daten-an-microsoft?nl=d
https://social.bund.de/@bfdi/111381793883035665

Falls dieses Verhalten von Microsoft kein Versehen ist, was bei denen ja des Öfteren passiert, dann ist dies die größte Unverschämtheit, die sich MS in den letzten Jahren geleistet hat.
Dabei waren die schon auf einen guten Weg.

Entgendern nach Phettberg

Thomas Kronschläger

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/geschlechtergerechte-sprache-2022/346085/entgendern-nach-phettberg/

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz „CC BY-NC-ND 3.0 DE – Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland“ veröffentlicht. Autor/-in: Thomas Kronschläger für Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de

Geschlechtsneutral zu formulieren, ist im Deutschen nicht einfach. Sobald wir versuchen, über Menschen zu sprechen, schleichen sich geschlechtsspezifische Pronomen ein, und bei Verwandtschaftsbezeichnungen wie „Schwester“ oder „Vater“ ist das Geschlecht ohnehin immer mit dabei. Dabei kann es in vielen Fällen im Alltag durchaus sein, dass ich das Geschlecht einer Person nicht kenne oder nicht festlegen möchte: Bin ich neu in einer Stadt und frage nach Empfehlungen für zahnmedizinische Behandlungen, ist das Geschlecht der behandelnden Person zunächst einmal unwichtig. Sobald ich aber nach einem Zahnarzt frage, lege ich das Geschlecht schon ein Stück weit fest. Es ist von der sprachlichen Flexibilität meines Gegenübers anhängig, ob ich auch Zahnärztinnen empfohlen bekomme.

Wie aber spreche ich über eine Person, ohne ihr ein Geschlecht anzukategorisieren? Häufig wird mit Partizipialformen wie Studierende oder Lehrende gearbeitet, und in vielen Fällen klappt das auch. Auch sogenannte Fluchtwörter wie Lehrkraft oder Vorsitz finden häufig Anwendung. Allerdings funktioniert das im ersten Fall im Singular schon weniger gut – geht es um den oder die Studierende? –, und Fluchtformen können nicht zu allen Wörtern gebildet werden.

Gegenwärtig sind zudem einige Formen in Verwendung, die mit Sonderzeichen operieren. In der Debatte stehen dabei der Genderstern sowie mittlerweile vor allem der Doppelpunkt, also Formen wie Leser*innen und Leser:innen.Zur Auflösung der Fußnote[1] Die Linguistin Helga Kotthoff verwies jedoch bereits 2017 darauf, dass die Form an sich noch nicht die Bedeutung mittransportiere und kritisierte, „dass die prototypischen Aufrufungen von Personenreferenzen erfahrungsgesättigt sein müssen und nicht über Grapheme evozierbar sind“.Zur Auflösung der Fußnote[2] Auch wenn ein solches Erfahrungssammeln durchaus auch anhand grafischer Formen möglich ist, lassen sich Formen, die nicht allein grafisch ausgedrückt werden, häufig einfacher anwenden und besser verbreiten. Ein Beispiel dafür ist das geschlechtsneutrale Pronomen hen im Schwedischen, das 2015 in die Wortliste der Schwedischen Akademie aufgenommen und erfolgreich in den Sprachgebrauch integriert wurde.Zur Auflösung der Fußnote[3] Ebenso werden im Deutschen geschlechtsneutrale Formen vorgeschlagen, die ohne Sonderzeichen auskommen. Prominente Beispiele sind die x-Form und die ens-Form, bei denen aus Leser*in Lesx beziehungsweise Lesens wird.Zur Auflösung der Fußnote[4] Unterschiedliche sprachliche Communitys arbeiten weiter an kreativen und nutzbaren Lösungen – und so werden auch immer weiter neue Formen gebildet und verwendet.Zur Auflösung der Fußnote[5]

Ein weiterer Vorschlag für geschlechtsneutrales Formulieren – und damit eine Möglichkeit, allen Geschlechtern gerecht zu werden – ist das Entgendern nach Hermes Phettberg. Der österreichische Künstler und Schriftsteller nutzte diese Form erstmals 1992 in seiner Kolumne „Phettbergs Predigtdienst“ in der Wiener Wochenzeitung „Falter“. Auch sie funktioniert ohne Sonderzeichen und baut auf dem bestehenden Sprachsystem auf: Für alle Personenbezeichnungen wird der neutrale Artikel „das“ verwendet, an den Wortstamm wird im Singular –y und im Plural –ys angehängt. Das bedeutet, aus Leser*innen werden Lesys. Das gilt für alle Personenbezeichnungen, die mit der Endung -er*in gebildet werden, und auch für alle anderen Personenbezeichnungen. Aus dem*der Lehrer*in wird das Lehry, aus Wirt*innen werden Wirtys und so weiter. Das Pronomensystem folgt dabei der bestehenden grammatischen Form des Neutrums, zum Beispiel: „Das Wirty hat seinen Lippenstift vergessen“.

Dass die Form des Possessivpronomens der maskulinen Form ähnelt, mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, ist aber analog zu Sätzen wie „Das Mädchen hat seinen Hamster gefüttert“ oder „Das It-Girl hat gestern mit seiner Freundin die Quiz-Sendung gewonnen“. Die deutsche Grammatik lässt in solchen Fällen erst seit Kurzem die Verwendung von femininen Possessivpronomina „ihren“ beziehungsweise „ihrer“ zu.

Das Entgendern nach Phettberg ermöglicht es vor allem, über Personen zu sprechen, deren Geschlecht unbekannt ist. Es eignet sich auch für alle Pluralformen, wenn mehrere Geschlechter angesprochen werden sollen – sowohl in der direkten Anrede („Liebe Kollegys“, „liebe Mitarbeitys“), als auch, wenn ich über mehrere Personen spreche („Meine Kommilitonys haben …“). Es erlaubt mir also, über einzelne und mehrere Personen zu sprechen, ohne ihnen automatisch ein Geschlecht zuzuweisen.

Als Phettberg diese Form erstmals nutzte und gegen Ende seiner Kolumne von „Lesys“ schrieb, verband er dies mit einer Fußnote, in der er die Redaktion bat, diese Form, die nicht von ihm selbst sei, wenigstens einmal stehen zu lassen. Sie solle helfen, „das sprachliche Problem der Ausgrenzung der weiblichen Form [zu] überwinden“.Zur Auflösung der Fußnote[6] Dass diese Form allerdings besonders gut dafür funktionieren könnte, mehr als nur zwei Geschlechter anzusprechen, ist aus heutiger Perspektive besonders auffällig. Weitere Recherchen nach früheren Verwendungen brachten kein Ergebnis, auch Phettberg selbst konnte sich nach der langen Zeit nicht an die ursprüngliche Quelle erinnern, weshalb die Benennung „nach Phettberg“ angemessen erscheint, war er doch der erste nachweisbare öffentliche Verwender und Befürworter der y-Form. Dies sichtbar zu machen, war und ist mir stets wichtig.

Die Anleitung zum Entgendern nach Phettberg fußt auf einer linguistischen Korpusanalyse von Phettbergs Kolumnen. Insofern handelt es sich um eine Form mit Tradition und einem Referenzkorpus, das es erlaubt, nachzuschlagen. Dass gerade literarische Texte neue Ansätze für die Versprachlichung von Geschlecht bieten, ist dabei für mich als Literaturdidaktiker nicht weiter überraschend, führte doch schon die Schriftstellerin Verena Stefan 1975 in ihrem Roman „Häutungen“ auch die Form „frau“ als Gegenstück zum Indefinitpronomen „man“ ein.Zur Auflösung der Fußnote[7] Dass nicht nur (sprachliche) Communitys sich um Formen geschlechtergerechter und geschlechtsneutraler Sprache bemühen, sondern auch und vor allem Autorys, wird gegenwärtig im wissenschaftlichen Diskurs nicht stark rezipiert, liegt aber sehr nahe.

Die Anwendung von Formen zur Versprachlichung von Geschlecht hängt immer von Kontext und Intention ab: Mit welcher Person kommuniziere ich aus welchem Grund in welcher Situation? So wird es Gelegenheiten geben, wo das stärker markierte Kritiker*innen besser passt als das etwas flüssiger zu sprechende Kritikys. Denn vor allem im mündlichen Gebrauch ist die Praktikabilität vieler anderer Formen nicht immer gegeben, aber das muss gar nicht unbedingt negativ sein. Gerade wenn ich die Sichtbarkeit mehrerer Geschlechter priorisieren möchte, sind andere Formen wahrscheinlich wirkungsvoller. Um aber einfach über Personen sprechen zu können, ohne ihnen ein Geschlecht gleich mitzuzuschreiben, bietet es sich an, das so ähnlich wie Hermes Phettberg zu tun.

Auch wenn es immer wieder als radikal bezeichnet wird: Das Entgendern nach Phettberg ist einfach verwendbar und dennoch auffällig und insofern eine Kompromissform. Dass diese Form dabei Einigen zu wenig weit geht und Anderen zu weit, ist vielleicht ein Zeichen dafür, dass ein großes Missverständnis zuletzt ausgeräumt werden muss: Die eine Form, die alles löst, gibt es nicht. Für manche Sprechys und Schreibys mag es in bestimmten Situationen genau die richtige Form sein, andere bevorzugen eine andere.